Ha! Da ist er! Meine Konzentration bricht jäh ab. Dabei lief es grad so gut, Chorprobe, grosses
Hallo Halleluja, Mändel oder Haydn oder wat weiss ich von wem, jedenfalls sehr ergreifend, die Konzentration ist auf ihrem Höhepunkt - und dann das, mein Blick fällt auf den Mund des Chorleiters, dem Angetrauten des
Nacktmulches, ein fataler Fehler, da dieser nicht in der Lage ist, gleichzeitig zu dirigieren UND einen halbwegs korrekten Text mit den Lippen zu formen, was einem zwangsläufig zum Verhängnis wird, sollte man auf die Textsicherheit des Mannes vertrauen und von des Meisters Lippen ablesen wollen. Dann kommen statt "Lord of Lords" plötzlich Fabelwesen auf die Bühne wie "Lord of Lims" oder ähnliches und man ist raus aus dem wunderbaren Karma des Liedes und fragt sich wozu das alles!?
Was aber nicht das eigentliche Problem ist.
Das ist weltlicher Natur: EIn - IGITT !!! - Speichelfaden!!
Ich kann meine Augen nicht davon losreissen, es ergreift Besitz von mir, das Grauen, der Faden zieht sich und schnellt zurück, ist gefangen zwischen den schmalen Lippen des Dirigierenden, wird dünner, droht zu reissen, zieht sich in letzter Sekunde wieder zusammen, überlebt, fasziniert starre ich auf das Ungetüm und merke nicht, dass ich verstummt bin, ich kann nicht weitersingen, solange dieses Etwas - PLING, da reisst er und zweiteilt sich zu je einem unansehnlichen kleinen weissen Schleimkissen an Ober- und Unterlippe. "Leck es weg, Mann" höre ich mich im Geiste schreien "Du musst das doch merken, das ist EKELHAFT!" Aber nein, er gestikuliert wild weiter, gefangen in der Musik und seinen unorthodoxen Bewegungen, ein wenig wie die luxemburgische Variante eines Joe Cocker, und nein, es ist nicht schön anzusehen, bestimmt nicht, obwohl es schon besser ginge, liesse er endlich seine Zunge über die Lippen - da, ENDLICH, der erlösende Lecker, Wisch, verschwunden in den Tiefen des dirigierenden Magens sind die Schleimhäufchen!
Und mir ist schlecht.