Auf der Insel im hohen Norden kann man nicht nur prima
frieren sightsee-en, sondern sich auch wunderbar im Anschluss in einem der natürlichen Hexenkessel
köcheln aufwärmen lassen.Es blubbert und dampft dort nämlich an allen Ecken und Enden.
Überall scheint die Insel Ihr Zuviel an unterirdischer Hitze loswerden zun wollen. Den Isländer freut es, kann er sich doch zu Scharen in den überall versprenkelten Hot Pots zwecks Klatsch und Tratsch zusammenfinden. Herr Larousse und ich möchten da in nichts nachstehen, es reicht, dass man schon an der Trink
unfestigkeit sieht, dass wir so ziemlich alles sind ausser hartgesottene Einheimische.
Nackig im Pool dürfte das um einiges weniger auffallen. Denke ich.
Also auf in die Wellness-Oase.
Eintauchen in das duftende Nass eines blubbernden Jaccuzzis, umgeben von indirekter Beleuchtung und watteweichen Badetüchern. Denke ich.
5 Minuten später tauchen wir in die Realität ein. Irgendetwas scheine ich da falsch verstanden zu haben - statt auf Wellness prallen wir nämlich auf ein 60er Jahre-Bad mit dem Charme einer sozialistischen Körperreinigungsanstalt mit russisch anmutenden Aufpasserinnen. Aber von so Kleinigkeiten lassen wir uns selbstverständlich nicht abschrecken, denn wir sind
tiefgefroren schmerzfrei und wollen jetzt dringend ins warme Wasser. Der Weg dorthin führt durch einen in freundlichem Weiss gekachelten Duschraum. In dem mich Hinweisschilder aufklären, dass sich hier jeder nackt und zitternd an
Bauch-Beine-Po klar definierten Körperstellen zu desinfizieren hat.
Die Dame mit gegenüber ist auf dem Boden sitzend und mit Hornhauthobel bewaffnet bereits bei den Füssen angekommen. Ich beuge mich ebenfalls der Zwangswaschung, wasche hier, schäume da, alles unter den scharf beobachtenden Blicken der Mitschäumerinnen.
Fertig, Badezeugs an. Und nix wie ab in den
Topf Pot.
Bei der Suche nach dem Aus- und Aufgang stosse ich auf eine verschlossene Türe. Davor sitzt eine Isländerin. Sitzt da und wartet. Und lächelt. Also setze ich mich daneben. Und lächele ebenfalls.
Und warte.
Und friere eine bisschen.
Und warte.
Und friere ein bisschen mehr.
Nach 5 Minuten Frieren und Warten entschliesse ich mich, die Wartezeit unter der heissen Dusche zu verbringen. Wenn schon denn schon.
Und mache mir dabei so meine Gedanken.
Was machen diese Isländer bloss? Schliessen den Zugang zum heissen Bad mitten am Tag ab, warum zum Teufel? Können die nicht NACH Ladenschluss saubermachen? Ein prüfender Blick zur Tür. Die Dame sitzt noch immer lächelnd davor. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass ich seit 20 Minuten heissdusche. Herr L hat sicher schon einen Suchtrupp von
Greenpeace Amesty losgeschickt.
Mir gegenüber beendet eine beachtliche Dame ihr Ritual, lächelt mich an und verschwindet in einer Dusche in der Ecke. Ihre Nachbarin folgt ihr einige Minuten später.
Dann verschwinden 2 weitere Frauen in derselben Duschkabine.
Hm.
Wie jetzt...?
Ich nähere mich der Eckkabine, spähe hinein - und der Eingang zum Bad tut sich vor mir auf!! Vor Erleichterung schiessen mir die Tränen in die Augen - nein, ich bin nicht verschollen und muss nicht das Ende meines Daseins in dieser weissgekachelten DDR-Duschkabine zubringen! Es gibt ein Leben nach der Reinigung!
Merke:
Wer die Landessprache beherrscht, ist im Ausland klar von Vorteil...