Klogeschichten
Als ich klein war, hatten wir da dieses Klo, dieses Spülklo, heute quasi ausgestorben, mit Pozellankasten oben, Metallkette, schwarzem Griff, schwarzer Brille, für mich gefühlsmäßig das Pendant zum traditionellen 5-kg-Telefon, vor dem mein Bruder immer eine Heidenangst hatte und heulend wegrannte, wenn ich ihm den Hörer ans Ohr halten wollte. Geliebt habe ich ihn, diesen schweren Hörer, er gab einem diese Art Sicherheit von "komm her Kleines, halt Dich an mir fest, ich erzähl Dir eine Geschichte".
Jedenfalls hatten wir also da dieses Klo, im 3 Stock, wo mein Bruder und ich einquartiert waren, und nachts, wenn ich musste, auf dieses Klo musste, hatte ich schon vorher eine Gänsehaut, in dem Bewusstsein, dass eines nachts eine Hand aus dem schrecklich gurgelnden Geräusch aus der Kloschüssel kommen und nach mir greifen würde, und ich war jedesmal sicher, genau heute war die Nacht, auch wenn sie dann schlussendlich nie gekommen ist, weder die hand noch die Nacht - aber die Erinnerung an dieses RRRRSSSCHHH! ist heute noch so lebendig wie damals. Brrr!
Neben diesem Klo war das Gesellenzimmer, und ich finde meine Eltern heute noch ziemlich sorgenbefreit, uns mit den schlimmsten Fingern des Dorfes auf einer Etage schlafen zu lassen. Klein-Larousse fand es natürlich immer viel spannender, den Männern einen Besuch abzustatten statt im braven Bett zu liegen oder sich von der Klohand verschlingen zu lassen, mit schöner Regelmässigkeit wanderte ich ins Nachbarzimmer, um die beiden armen Lehrjungs mit meinen Mädchengeschichten vollzuquatschen. Im Nachhinein betrachtet haben sie sich tapfer geschlagen, haben sich tatsächlich mein Gesülze angehört - was vielleicht der Beruf des Metzgers mit sich bringt, ich weiss es nicht - und haben auch dicht gehalten, wenn ich mal wieder was ausgefressen und sie als Beichtonkelz mitbraucht hatte.
Nette Jungs. Ich frage mich, was die heute wohl machen.
larousse - 12. März, 21:02