Da bekommt man nach Jahren des ungehobelten Daseins endlich mal wieder ein Brett vor den Kopf Holz an die Stirn geschlagen geworfen - und was ist? Man kann es nicht beantworten!
Und wissen Sie, warum? Mein ç%&+"* wunderbarer, fast-neuer Casio-Fotoapparat hat völlig ungefragt seinen Geist aufgegeben, gerade pünktlich zum Stöckchen von Madame - muss ich erwähnen, dass ich moderne Technik LIEBE? Nein, das muss ich nicht!
Da kauft man etwas vermeindlich Hochwertiges (falls es so etwa heutzutage überhaupt noch gibt), lässt es 3 Monate in Ruhe garen und darf dann bei der verzweifelten Hilfesuche auf Internetforen feststellen, dass man genau das NICHT hätte machen sollen, da nämlich so Batterie kaputt = sicherer Tod durch Energielosigkeit, die sich auch durch Extremauflading nicht wieder gerstellen lässt!
Garantie? Klar! Dumm nur, dass Papa Larousse die olle Kamera in España gekauft hat und der Einzelhändler meines inzwischen verflogenen Vertrauens mich an den Casio-Grossisten in Luxembourg verweist. Dumm auch, dass es so etwas hier gar nicht gibt! Nein, dafür muss frau nach Brüssel, Berlin oder Barcelona fahren, hey, easy, man tut sich ja sonst nichts! Isch krieg hier HECHZ!! Und dabei hätte ich so ein schönes Nichtmöbel für Madame!!!!! Aber keine Bange - das sitze ich aus, und wenn ich nach Barcelona muss!

Wir sind also zum Essen eingeladen. Bei L. Veterinärin. Katzenfanatikerin. Und Arachnophobikerin. Unter anderem. Was aber eigentlich nichts zur Sache tut. Ich fand es nur beruhigend, irgendwie. Von wegen Veterinärin und so.

Aperitif.
"Guck mal!" L. mir eine Dose Caesar unter die Nase.
"Ihr habt doch aber gar keinen Hund...?"
"Hey, Du musst auch LESEN!"
Ich lese. Oh. Es ist gar kein Caesar.
Aha. Daher weht der Hase also. Bei Tierärzten wird Igelpaste serviert.
"Guck nich so blöd - komm, wir gehen Spiky füttern!"

Spiky, Igel, männlich, ca. 1,5 Jahre alt, 1 kg schwer, seit 8 Monaten das jüngste Familienmitglied bei L., wohnt im Garten in einer Erdbeerfeldkiste.
"Und jetzt ist seine Essenszeit, pass auf, das ist klasse!"
Wir stehen vor dem Erdbeergewächskasten und leuchten in die noch igellose Dunkelheit.
Nichts. Nur durchdringende Stille.
"Spiky?"
L. leuchtet durch die Gegend.
"Vielleicht ist er im Haus?"
Das Igelhaus wird enthauptet und auf Spiky durchsucht.
Nichts.
"Komisch, versteh ich nicht, er WEISS doch, dass es jetzt Essen gibt!"
"Vielleicht ist er schüchtern - er kennt uns schliesslich nicht..."
"Nein, wenn's ums Essen geht, macht er ein Höllentheater. Hunger eben."
Erneutes Erleuchten.
Noch immer nichts.
"Spikyyyy?"

Oh.
In einer Ecke der Holzkiste entdecken wir Reste der Igelmahlzeit.
Dumm nur, dass heute der Igel selbst auf der Speisekarte stand.

Ich wusste gar nicht, dass Igel so viel Blut haben. Aber in Igelkunde war ich noch nie besonders gut.
Alles, was von good old Spiky übrig ist, sind ein paar Gedärme. Und die Milz. Obwohl es für mich eher aussieht wie Regenwürmer und eine winzig kleine Zunge. Beim Durchnehmen des Verdauungstrakt des Igels muss ich wohl auch gefehlt haben, damals.
Auf den professionellen Einwand L.'s hin, dass irgendwo doch auch der Rest von Spiky rumliegen muss - Igelstacheln scheinen für das mitteleuropäische Durchschnittsigelmördertier eher schwer verdaulich - machen wir wilde Wolke und suchen nach Indizien. Der Mörder war gründlich. Ausser Dunkelheit und Stille finden wir nichts.

Wir haben übrigens dann später Rind gegessen, mit Gemüse.
L. hat den Abend durchgestanden wie eine, nun ja, Veterinärin. Mit Hasstiraden auf den Mörder und analytischen Ansätzen, warum wohl nur Regenwürmer und Zunge Darm und Milz vom Mörder verschmäht wurden.
Jetzt lass ich mir erst mal einen feinen Lippenherpes wachsen. So ein fotografisches Gedächtnis hat eben nicht nur Vorteile.

"My father is still living in Zimbabwe, allthough it's really hard for the moment, they have no electricity and just a few to eat, but he's 81 and don't want to leave his house. Anyway, since 3 months he believes that he can heal people by putting his hand on their head, so he spends his time by healing poeple and goes back to my scientologist stepmum in the evening."

Und ich dachte, meine Familie sei durchgeknallt.