Montag, der 28.04.07
20:32
Wir schlagen in A. auf, einem kleinen Nest neben Herrn Larousses Brutstätte. Geladen wurden wir, zum 40gsten zweier Freunde von Herrn Larousse, Phil und Gabriel, genannnt Gaby, was bei mir anfänglich für einige Verwirrung sorgte, erwartete ich doch statt eines brünetten Hünen eher ein blondes Mäuschen.
Der Kleiderordnung der Einladung folgend, trägt Larousse äusserst kleidsames Rot am ganzen Körper - die Farbe, die den 67er Jahrgang an diesem Abend auszeichnet. Herr Larousse gehört zur Gruppe der Orangenen. Entsetzt stelle ich fest, daß auch Magenta anwesend ist, was ich zu Hause noch mit einem müden Lächeln abgetan hatte "Guck mal, unter dreissig soll pink tragen -ich will auch in pink, das streckt hahaha, Teenies kommen da doch eh nicht hin!"
20:40
Schlange stehen am Eingang. "Wer sind denn die Veteranen da?" Ein antikes Empfangskommitee erwartet uns, die Eltern der Jubilare, anscheinend war für über 70 keine Farbe mehr frei, da die zwei Seniorenpärchen uns in schmuckem Schwarzweiss empfangen. Es stellt sich heraus, dass Gaby's Vater der Englisch- und Niederländischlehrer von Herrn Larousse war. Was bei Letzterem nicht nur positive Erinnerungen wacht ruft. Bei Ersterem wohl noch weniger.
20:41
Händegeschüttel
21:45
Der Saal füllt sich zusehends. Wieviel Leute erwartet werden? "So um die 300" antwortet Phil. Oha!
22:15
Ich sterbe vor Hunger. Man sollte niemals vergessen, daß Bier in Belgien zu den Grundnahrungsmitteln zählt und demnach an solchen Abenden nicht zwingend auch feste Nahrung geboten wird.
22:30
Showtime.
Nach alter belgischer Sitte werden Trinkspiele veranstaltet, von denen wir in Deutschland nurkotzen träumen können. "Ganz wie in Studentenzeiten" jubiliert es um mich, und ich versuche, mich unauffällig an meinem Roséglas festzuhalten.
22:45
Einmarsch der Brötchen und Freudentränen im larouss'schen Auge. Man schwankt zur Brötchentheke und kämpft sich bis zum letzten Krümel durch.
22:53
Showtime, die Zweite.
6 Männer stehen wie die Orgelpfeifen nebeneinander und spielen Staffeltrinken. Ist der erste fertig mit Auf-Ex, setzt der nächste an.
22:54
Plötzliche Aufruhr direkt am Hallentor rechts von mir. Was soll jetzt das? So lasst die jungen Leute doch ihren Spass haben! Ich sehe einen Haufen Menschen um ein paar sehr dünne, am Boden liegende Beine wuseln. Seltsam, diese Belgier. Die Beine wippen auf und ab, als würde der dazugehörige Körper jemanden begatten. Sehr seltsam. Es dauert einen Moment, bis ich verstehe, dass etwas nicht in Ordnung ist. Ganz und gar nicht in Ordnung. Die Musik geht aus.
22:59
"Christian versucht ihn wiederzubeleben" wird mir zugemurmelt. Immer mehr Menschen scharen sich um den am Boden Liegenden. Christian ist Allgemeinmediziner und als erster geistesgegenwärtig genug, zu reagieren, als der alte Mann auf dem Boden aufprallt. Links von mir fällt jemand in Ohmacht und stöhnt. Sofort schart sich auch um ihn eine Traube Menschen, Wie ich später erfahre war es ein unterzuckerter Diabetiker, der aber schnell wieder zu Kräften kommt. 18 Minuten versuchen 5 Personen Herzmassage und Wiederbeatmung, während die anderen 295 in Totenstille auf den Notarzt warten. Kollektives Aufatmen, als dieser endlich eintrifft.
23:19
Weitere 30 Minuten Herzmassage und künstliche Beatmung. Dann fängt die Frau von Gabys Vater an, laut zu weinen. Die Sanitäter packen ein.
Alles.
Auch den Mann, der am Boden liegt.
23:59
Phil kommt allein von draussen zurück.
"Gaby lässt Euch mitteilen, daß das Leben sehr kurz sein kann. Geniesst es. Und fahrt vorsichtig."
Hallo, falls mich da oben einer hört - das war ja wohl mal so RICHTIG Scheisse!!!!
Wir schlagen in A. auf, einem kleinen Nest neben Herrn Larousses Brutstätte. Geladen wurden wir, zum 40gsten zweier Freunde von Herrn Larousse, Phil und Gabriel, genannnt Gaby, was bei mir anfänglich für einige Verwirrung sorgte, erwartete ich doch statt eines brünetten Hünen eher ein blondes Mäuschen.
Der Kleiderordnung der Einladung folgend, trägt Larousse äusserst kleidsames Rot am ganzen Körper - die Farbe, die den 67er Jahrgang an diesem Abend auszeichnet. Herr Larousse gehört zur Gruppe der Orangenen. Entsetzt stelle ich fest, daß auch Magenta anwesend ist, was ich zu Hause noch mit einem müden Lächeln abgetan hatte "Guck mal, unter dreissig soll pink tragen -
20:40
Schlange stehen am Eingang. "Wer sind denn die Veteranen da?" Ein antikes Empfangskommitee erwartet uns, die Eltern der Jubilare, anscheinend war für über 70 keine Farbe mehr frei, da die zwei Seniorenpärchen uns in schmuckem Schwarzweiss empfangen. Es stellt sich heraus, dass Gaby's Vater der Englisch- und Niederländischlehrer von Herrn Larousse war. Was bei Letzterem nicht nur positive Erinnerungen wacht ruft. Bei Ersterem wohl noch weniger.
20:41
Händegeschüttel
21:45
Der Saal füllt sich zusehends. Wieviel Leute erwartet werden? "So um die 300" antwortet Phil. Oha!
22:15
Ich sterbe vor Hunger. Man sollte niemals vergessen, daß Bier in Belgien zu den Grundnahrungsmitteln zählt und demnach an solchen Abenden nicht zwingend auch feste Nahrung geboten wird.
22:30
Showtime.
Nach alter belgischer Sitte werden Trinkspiele veranstaltet, von denen wir in Deutschland nur
22:45
Einmarsch der Brötchen und Freudentränen im larouss'schen Auge. Man schwankt zur Brötchentheke und kämpft sich bis zum letzten Krümel durch.
22:53
Showtime, die Zweite.
6 Männer stehen wie die Orgelpfeifen nebeneinander und spielen Staffeltrinken. Ist der erste fertig mit Auf-Ex, setzt der nächste an.
22:54
Plötzliche Aufruhr direkt am Hallentor rechts von mir. Was soll jetzt das? So lasst die jungen Leute doch ihren Spass haben! Ich sehe einen Haufen Menschen um ein paar sehr dünne, am Boden liegende Beine wuseln. Seltsam, diese Belgier. Die Beine wippen auf und ab, als würde der dazugehörige Körper jemanden begatten. Sehr seltsam. Es dauert einen Moment, bis ich verstehe, dass etwas nicht in Ordnung ist. Ganz und gar nicht in Ordnung. Die Musik geht aus.
22:59
"Christian versucht ihn wiederzubeleben" wird mir zugemurmelt. Immer mehr Menschen scharen sich um den am Boden Liegenden. Christian ist Allgemeinmediziner und als erster geistesgegenwärtig genug, zu reagieren, als der alte Mann auf dem Boden aufprallt. Links von mir fällt jemand in Ohmacht und stöhnt. Sofort schart sich auch um ihn eine Traube Menschen, Wie ich später erfahre war es ein unterzuckerter Diabetiker, der aber schnell wieder zu Kräften kommt. 18 Minuten versuchen 5 Personen Herzmassage und Wiederbeatmung, während die anderen 295 in Totenstille auf den Notarzt warten. Kollektives Aufatmen, als dieser endlich eintrifft.
23:19
Weitere 30 Minuten Herzmassage und künstliche Beatmung. Dann fängt die Frau von Gabys Vater an, laut zu weinen. Die Sanitäter packen ein.
Alles.
Auch den Mann, der am Boden liegt.
23:59
Phil kommt allein von draussen zurück.
"Gaby lässt Euch mitteilen, daß das Leben sehr kurz sein kann. Geniesst es. Und fahrt vorsichtig."
Hallo, falls mich da oben einer hört - das war ja wohl mal so RICHTIG Scheisse!!!!
larousse - 29. April, 01:57
Beim Lesen ist die Idee eines Farbcodes für Altersgruppen ganz putzig, ich bezweifle aber dass ich was passendes finden würde (ausser 73er Jahrgängen würde schwarz zugestanden), und sicher wär ich am Eingang schon genauso nervös wie Du es geschildert hast ("Sooooviel Pink!").
Falls ich je nach Belgien komm, ich denk an Deinen guten Rat bzgl. Bier ersetzt feste Nahrung.
Ja, Horror,
Schwarz war ok für '73. Solange Irgendwas Pinkes dranklebte (o;