Larousse heute also mal wieder Arzt.
Nee, nicht Lunge - Lunge kenn ich jetzt und wird auf die Dauer ja dann auch für den Leser langweilig.
Ausserdem funktioniert die Lunge inzwischen soweit auch schon wieder. Gut sogar. Selbst das liebliche Pfeifen ist weg. Schade, hatte mich schon dran gewöhnt. Fehlt richtig im Haushalt. Viel zu ruhig jetzt, hier.
Nein, heute war die Kehrseite dran.
Sollten Sie ein schwaches Gemüt besitzen oder ein Problem mit Hinterhältigem haben - machen Sie Werbepause, räumen Sie Ihren Keller auf oder klöppeln Sie sich einen Adventskalender - aber lesen Sie auf gar keinen Fall weiter!
Ich weiss ja nicht wer von meinen verehrten Lesern schon mal beim Proktologen war. Mein letzter Besuch liegt
Licht ca. 20 Jahre zurück und ich habe ihn
in eher grausamer nur sehr verschwommen in Erinnerung. Am besten noch kann ich mich erinnern, dass ich auf dem Heimweg im Bus Angst hatte, an die Decke zu schweben.
Ich meine, sowas sollte einem aber doch vorher gesagt werden! Dass man zum Michelin-Männchen aufgeblasen wird! Das kannte ich bis dato nur aus den Erzählungen des larouss'schen Erzeugers, und darin waren die Protagonisten ein Frosch und der dazu gehörige Strohhalm - von Larousse und einem Metallstab drin war damals nie die Rede.
Heute also Besuch Nummer zwei.
Ich betrete das Wartezimmer und senke den Alterschnitt in Sekunden um schätzungsweise 50 Jahre. Ich frage mich, ob man ein gewisses Alter haben muss für derlei Untersuchung? Hab ich was nicht mitgekriegt? Darf man hier erst nach Eintritt der Rente auftauchen? Um sicherzugehen, dass ich nicht im geriatrischen Bereich der Praxis gelandet bin, gehe ich zurück zur Sprechstundenhilfe, die mir fröhlich lächelnd ein Zäpfchen entgegenschleudert und mit der andern Hand auf die Toilette deutet.
"Wenn Sie Ihr Geschäft dann erledigt haben, sagen Sie mir bescheid!"
15 alte Köpfe wenden sich mir hämisch grinsend zu.
Nunja, was soll ich sagen - ich habe der Bitte der netten Frau Folge geleistet und bin kleinlaut zum stillen Örtchen geschlichen. Unter uns - bei einem Arzt dieser Kategorie ist das Adjektiv "still" für diese Art von Räumlichkeit mehr als fehl am Platze.
Das letzte Mal hat mein Körper sich übrigens vehemnet und über Stunden geweigert, das ihm fremd zugefügte Material wieder loszulassen. Wie Futterneid, bloss andersrum.
Heute schleiche ich mich irgendwann erleichtert zurück zu den immer noch alternden und warte auf mein weiteres Schicksal. Wenigstens das hab ich schonmal richtig gemacht.
Wussten Sie eigentlich, dass man sich heutzutage für eine Rektaluntersuchung gar nicht mehr auszuziehen braucht? Da bereitet frau sich vor, wäscht und macht und tut und rasiert sich sogar extra die Beine - und was ist?
"Öffnen Sie nur die Hose und setzen Sie sich auf den Behandlungsstuhl."
Wie jetzt - hat der den Röntgenblick? Kann der durch meine Plastiklederhose bis in mein Innerstes blicken? (Jaja, ich weiss, Plastik - aber was tut man nicht alles, um vom Eigentlichen abzulenken?!). Bin ich womöglich DOCH beim falschen Arzt und er wird mich jetzt bitten, den Mund ganz weit zu öffnen und bis zehn zu zählen?
Wunder der Technik - der Stuhl kippt nach hinten und der Arzt entlädigt den Corpus Delicti geschickt seiner Hülle.
Was dann passiert können Sie in jedem medizinischen Ratgeber unter H und deren Beseitigung nachlesen.
Bis auf die Tatsache, dass ich wieder in den Anfangs beschriebenen Froschzustand versetzt werde und mich fühle wie ein Heisluftballon kurz vorm Abheben.
Wieso SCHREIBT sowas niemand??? Ich meine, das ist doch WICHTIG zu wissen dass man mit Hosengrösse 36 zwar bis in die Praxis kommt, diese aber nicht unter Grösse 42 wieder verlassen kann?
Der Doc ist gut, er kennt sein Handwerk und macht in Sekunden zunichte wofür die Natur Jahre gebraucht hat.
Nein, weh getan hat es nicht.
Aber ich kann auch nicht sagen "Mutti, Mutti - er hat gar nicht gebohrt..."