Belgien hat nicht nur zwei Königinnen sondern außerdem ganz entzückende Orte und Ecken, in denen man wunderbar seinen Sonntag verbringen kann. Zumal wenn man so erholungsbedürftig ist wie Larousse nach 2 durchfeierten, crémantgetränkten Nächten, und sich nun gerne auf den faulen Rücken legen würde (sonst bleibt das Gesicht so unansehnlich blaugrau) um die Sonne zu genießen. Und um zu bräunen.
Ich lege mich also hin und lasse mich bestrahlen, bis nach genau 2 Minuten Kind n°1 die
entsetzliche hervorragende Idee hat, ein Kajak zu mieten und damit das vor uns plätschernde Flüßchen hinunterzudümplen. Mein schüchterner Vorschlag, dies doch einfach ohne mich zu machen, wird mit den Worten "das haben wir die letzten 3 Wochen IM-MER!" weggewischt und erzeugt zudem einen Hauch von schlechtem Gewissen. Schnell hauche ich diesen aus und befehle meinem alkoholgebeutelten Körper, hinter den dreien herzutrotten. Da in dieser meiner Familie
gegen meinen Willen Demokratie herrscht, muß ich mich wohl oder übel dem Willen der Masse beugen.
Nach 20 endlosen Minuten der Diskussion - "Mama, ich will aber nicht mit Dir" - "Ich aber auch nicht, ich will mit Papa" - sind die Plätze verteilt und wir stechen in See. Oder besser in Fluß. Oder Flüßchen. Wassertiefe ca. 15 cm.
Anscheinend hat das samstagabendliche Büffet den Schwerpunkt meines Körpers verändert, denn bereits nach 10 m hängen wir fest. Auf Grund gelaufen. Wie peinlich. Geheule von dem mir zugeteilten Kind n°2 verbunden mit hysterischem "Ich wollte ja sowieso viel lieber mit Papa"-Geschrei, hektisches Gerudere meinerseits, schließlich befreie ich uns dank übermenschlicher Anstrengung aus der unangenehmen Situation, am Ufer bilden sich bereits erste Menschentrauben, denen ich versuche, meinen Hinterkopf zuzuwenden, man weiß ja nie, ob nicht Bekannte zugegen sind.
200 m flußabwärts erwartet uns der nächste Schreck: ein Wasserfall brodelt uns entgegen. Ach Du dicke Qualle, das meinte der nette Herr am Ufer wohl mit "Na, da haben sie sich aber was vorgenommen!"? Egal, Augen zu und durch, Kind n° 2 schreit (mal wieder? Immer noch?) und wird stürzen gefühlte 3 m in die Tiefe. Ich drehe mich um und finde, von hinten sieht das ganze eher nach 30 cm aus. Hm.
Dann geht's, begleitet von blaugrün schillernden Libellen, durch wunderschöne Landschaften, das Flüßchen ist algenbewachsen, wobei auf deren die Wasseroberfläche durchdringenden Enden weiße Blumen sprießen, und sich paarende Käfer umbrummen uns den Weg nach unten. Härrlisch, pittoresque, what a wonderful world!!
Alles in allem eine wunderbare Idee! Einzig wurde mir verheimlicht, daß das Ganze ca. 3 Stunden dauert, bis man ins Ziel einschippern kann. In denen man rudert. Und rudert. Und rudert.
Und heute sitze ich im Büro und versuche, meinen sportgebeutelten Oberkörper möglichst NICHT zu bewegen, ganz zu schweigen von den schmerzenden, rudergeplagten Händen, die mir das Schreiben dieser Zeilen zur Qual machen...