Andere Menschen - andere Sitten
Läßt man sich auf eine Lebensgemeinschaft mit einem Mann belgischer Herkunft ein, der noch dazu seine Wurzeln in der Ardenne hat, muß man sich an eine Menge seltsam anmutender Gepflogenheiten gewöhnen.
An gigantische Rheumalinddecken vom Ausmaß eines Fußballfeldes beispielsweise, welche man sich mit dem Belgier seiner Wahl teilen muß - Belgier schlafen immer unter einer einzigen Decke - und die wie ein tonnenschweres Brett auf einem liegen und nicht einmal ansatzweise wärmen. Daran, daß diese Monsterdecken am Bezug eine Art Zunge besitzen, die am Fußende unter die Matratze gestopft wird, so daß man unter der Decke gefangen ist wie eine Sardine in der Büchse und die Bewegungsfreiheit der Beine gleich Null ist. Und daran, daß man für meine daraufhin importierte gutdeutsche Federbettdecke keinen passenden Bezug bekommt, dafür aber eine Diskussion über den moralischen Wert deckengetrennten Schlafens. Ich habe übrigens gewonnen.
Man muß französisch lernen. Und in diesem Zusammenhang dann gleich auch, daß eine Autowerkstatt eine Garage, eine Garage ebenfalls eine Garage, ein Weste ein Gilet, eine Jacke aber eine Veste ist. Und daß man ein Baiser nicht essen kann.
Weiter hat man größtes Interesse daran, schnell zu lernen, daß man nichts, aber auch rein gar nichts wegwerfen darf. ALLES ist schließlich IR-GEND-WANN noch einmal zu etwas nutze. Und sei es für die Enkel. Soviel zum Inhalt unseres Kellers. Und derWerkstatt Garage.
Ich mußte mich seitens der Schwiegereltern daran gewöhnen, daß es beim Essen zu Fleisch keine Soße gibt. Nein, ich muß mich korrigieren, es GIBT Soße. Es handelt sich dabei um ca. 1,5 Esslöffel einer klaren und geschmacksneutralen Flüssigkeit. Für 8 Personen. Von der ich, als Gast, immer als erste nehmen durfte. Mit dem Resultat, daß für die anderen nichts mehr übrig blieb und das Reichen von Sossen am Tisch später ganz eingestellt wurde.
Man lernt, daß es vor dem Essen immer einen Gemüsebrei gibt, von den Belgiern auch soupe genannt, obwohl der Flüssigkeitsgehalt bei höchstens 25% liegt. Dafür wird dann Sahne zugegossen. Das erleichtert das Kauen.
Man muß lernen, daß ein Sylvesteressen von 20 bis ca. 3 Uhr morgens dauert. Und daß man nicht knallt. Und daß immer klein gedacht wird. In kleinen Dimensionen. Der Belgier an sich hat nämlich einen Minderwertigkeitskomplex. Im Gegensatz zum Franzosen, aber das führte jetzt zu weit. Jedenfalls ist immer alles klein, auch beim Einkauf: man kauft nur kleine Mengen winziger Äpfelchen, kleine Brötchen, kleine Tomätchen, kleine Mengen Fleisch... naja, und wenig Sosse eben.
Man muß sich an grundlose Motzanfälle gewöhnen und allein aus dem nackten Überlebenstrieb heraus schnellstmöglich lernen, diese einfach zu ignorieren. Der Belgier an sich motzt nämlich nur vor Publikum. Alleine ist ihm dies viel zu anstrengend.
Es gibt allerdings eine Sache, an die ich mich in Rekordzeit gewöhnt habe: Den sympathischen Aperitif! Das Zelibrieren desselben kann sich über Stunden ziehen und hat so manchen Sonntagsbraten in einen schwarzen, stinkenden, unförmigen Klumpen verwandelt, als man schließlich um 18 Uhr zu Tische bat. Zum Mittagessen. Was mir egal war, es gab eh keine Sosse.
Im Grunde ist es das Leben mit einem Belgier gar nicht mal so übel.
An gigantische Rheumalinddecken vom Ausmaß eines Fußballfeldes beispielsweise, welche man sich mit dem Belgier seiner Wahl teilen muß - Belgier schlafen immer unter einer einzigen Decke - und die wie ein tonnenschweres Brett auf einem liegen und nicht einmal ansatzweise wärmen. Daran, daß diese Monsterdecken am Bezug eine Art Zunge besitzen, die am Fußende unter die Matratze gestopft wird, so daß man unter der Decke gefangen ist wie eine Sardine in der Büchse und die Bewegungsfreiheit der Beine gleich Null ist. Und daran, daß man für meine daraufhin importierte gutdeutsche Federbettdecke keinen passenden Bezug bekommt, dafür aber eine Diskussion über den moralischen Wert deckengetrennten Schlafens. Ich habe übrigens gewonnen.
Man muß französisch lernen. Und in diesem Zusammenhang dann gleich auch, daß eine Autowerkstatt eine Garage, eine Garage ebenfalls eine Garage, ein Weste ein Gilet, eine Jacke aber eine Veste ist. Und daß man ein Baiser nicht essen kann.
Weiter hat man größtes Interesse daran, schnell zu lernen, daß man nichts, aber auch rein gar nichts wegwerfen darf. ALLES ist schließlich IR-GEND-WANN noch einmal zu etwas nutze. Und sei es für die Enkel. Soviel zum Inhalt unseres Kellers. Und der
Ich mußte mich seitens der Schwiegereltern daran gewöhnen, daß es beim Essen zu Fleisch keine Soße gibt. Nein, ich muß mich korrigieren, es GIBT Soße. Es handelt sich dabei um ca. 1,5 Esslöffel einer klaren und geschmacksneutralen Flüssigkeit. Für 8 Personen. Von der ich, als Gast, immer als erste nehmen durfte. Mit dem Resultat, daß für die anderen nichts mehr übrig blieb und das Reichen von Sossen am Tisch später ganz eingestellt wurde.
Man lernt, daß es vor dem Essen immer einen Gemüsebrei gibt, von den Belgiern auch soupe genannt, obwohl der Flüssigkeitsgehalt bei höchstens 25% liegt. Dafür wird dann Sahne zugegossen. Das erleichtert das Kauen.
Man muß lernen, daß ein Sylvesteressen von 20 bis ca. 3 Uhr morgens dauert. Und daß man nicht knallt. Und daß immer klein gedacht wird. In kleinen Dimensionen. Der Belgier an sich hat nämlich einen Minderwertigkeitskomplex. Im Gegensatz zum Franzosen, aber das führte jetzt zu weit. Jedenfalls ist immer alles klein, auch beim Einkauf: man kauft nur kleine Mengen winziger Äpfelchen, kleine Brötchen, kleine Tomätchen, kleine Mengen Fleisch... naja, und wenig Sosse eben.
Man muß sich an grundlose Motzanfälle gewöhnen und allein aus dem nackten Überlebenstrieb heraus schnellstmöglich lernen, diese einfach zu ignorieren. Der Belgier an sich motzt nämlich nur vor Publikum. Alleine ist ihm dies viel zu anstrengend.
Es gibt allerdings eine Sache, an die ich mich in Rekordzeit gewöhnt habe: Den sympathischen Aperitif! Das Zelibrieren desselben kann sich über Stunden ziehen und hat so manchen Sonntagsbraten in einen schwarzen, stinkenden, unförmigen Klumpen verwandelt, als man schließlich um 18 Uhr zu Tische bat. Zum Mittagessen. Was mir egal war, es gab eh keine Sosse.
Im Grunde ist es das Leben mit einem Belgier gar nicht mal so übel.
larousse - 27. August, 19:23