Emergency room
Gefühlte 5 Tonnen leichter (in Wirklichkeit werden es wohl kaum mehr als 100g gewesen sein) schlagen wir wieder zu Hause auf, Kind n°2 und ich, wie aus einem fernen Reich kommend, aus einer anderen Galaxie, in der die Gesetze des Alltags ausser Kraft gesetzt sind. Seltsam zu wissen, dass alles nur lächerliche 48 Stunden gedauert hat, von der Schmerzkrise über die Wurstküche bis zur Entlassung.
So schnell geht's - man verläßt das Büro augenberingt in der wärmenden Vorfreude auf ein entspanntes, erholsames, unverplantes Wochenende und findet sich 90 Minuten später zwischen tausenden tobender Kindern in der Notaufnahme wieder. Es muss etwas Kulturelles sein, etwas, was sich mir völlig verschliesst, das halbLissabon Luxembourg dazu treibt, sich freitagabends ein Stelldichein in der Notaufnahme der Kinderklinik zu geben, mit Mann und Maus und wäre es erlaubt, würden sie in der Halle den Grill anschmeissen und Sagres trinkend Fische darauf braten. Ist es aber nicht. So belassen es die portugiesischen Nachbarn bei lautstarkem Informationsaustausch, während die Brut unbeaufsichtigt das Wartzimmer dematerialisiert.
4 Stunden und 3 Notärzte später.
Ich hatte noch nie Blinddarm, und wenn in der larouss'schen Familie irgendetwas zuverlässig ist, dann die Unzuverlässigkeit der Symptome. Also müssen wir bis zum nächsten Tag bleiben, zur Beobachtung wie es so schön heisst, wobei ich mich frage, wie EINE Nachtschwester allein einen ganzen Gang beobachten soll.
In dem uns zugeteilten Zimmer liegt bereits eine 3jährige Nierenbakterie und ihre 16jährige Großtante. Etwas befremdlich die Tatsache, daß die Eltern nicht selbst bei dem Kind bleiben, zumal es in einer wirklich schlechten Verfassung ist. Stattdessen wurde praktischerweise die Nichte des tunesischen Vaters mitgeschickt, die eigentlich in München lebt, ihre Osterferien bei der Familie verbringen wollte und sich nun seit 5 Tagen in einem Krankenhauszimmer eingesperrt wiederfindet, mit einer wimmernden und fiebernden 3jährigen am Hosenbein klebend. Verständlich, ihre Gereiztheit. Noch verständlicher, wenn man berücksichtigt, dass sie ausser Deutsch nur arabisch spricht, was sich in einer größtenteils frankophonen Klinikwelt als höchst unpraktisch erweist, weil sie weder die Anweisungen des Arztes noch die Bemerkungen der Krankenschwestern versteht. Ein eindeutiger Fall also für Super-Larousse. ich übersetze, was das Zeug hält. (Unter uns: man beginnt, sich wirklich alt zu fühlem, wenn man nach einer durchwachten Nacht in den Spiegel sieht und ausser einem grauen Fleck und zwei blutunterlaufenen Höhlen nicht viel erkennen kann, während die 16jährige an einem vorbeigleitet wie nach 4 Wochen Karibikurlaub und sich elegant die dichten schwarzen Haare zum Zopf knotet und man selbst ergebnislos versucht, so etwas wie Fülle in die Fäden zu bekommen, die einem am Kopf kleben. Ich weiss auch gar nicht, warum in diesen Krankenhauszimmern überhaupt Spiegel angebracht sein müssen. Die Moral heben sie jedenfalls nicht.)
Kind n°2 muss also unters Messer, endoskopisch, und wird mit einem schicken kleinen Wattebausch im Bauchnabel frisch verkorkt 1 Stunde später wieder ins Krankenzimmer gekarrt, das sich in der Zwischenzeit in einen Souk verwandelt hat - Tunesier, soweit das Auge reicht, Geschenke noch und nöcher für das inzwischen fieberfreie Kind und ich suche nach Anzeichen einer Wasserpfeife oder doch wenigstens eines Pfefferminztees zur Stärkung. Die Krankenschwester hat ein Einsehen und verscheucht die Horde so schnell das eben möglich ist, damit das arme noch halbnarkotisierte larouss'sche Kind sich erholen kann.
Ganz ehrlich, ich kann die nächsten 6 Monate auf ähnliche Aufregungen verzichten, den Teint erfrischen sie jedenfalls nicht und obwohl das Kind sich schon wieder fast völlig erholt hat, mir steckt dieses Krankenhausambiente mit geschlauchten und weinenden Kindern noch stark in den Knochen. Vorsichtshalber hab ich mal alle Spiegel zugehängt, bis ich mich etwas besser fühle.
Bewundernswert, was die Menschen da leisten. Ich könnte es nicht.
So schnell geht's - man verläßt das Büro augenberingt in der wärmenden Vorfreude auf ein entspanntes, erholsames, unverplantes Wochenende und findet sich 90 Minuten später zwischen tausenden tobender Kindern in der Notaufnahme wieder. Es muss etwas Kulturelles sein, etwas, was sich mir völlig verschliesst, das halb
4 Stunden und 3 Notärzte später.
Ich hatte noch nie Blinddarm, und wenn in der larouss'schen Familie irgendetwas zuverlässig ist, dann die Unzuverlässigkeit der Symptome. Also müssen wir bis zum nächsten Tag bleiben, zur Beobachtung wie es so schön heisst, wobei ich mich frage, wie EINE Nachtschwester allein einen ganzen Gang beobachten soll.
In dem uns zugeteilten Zimmer liegt bereits eine 3jährige Nierenbakterie und ihre 16jährige Großtante. Etwas befremdlich die Tatsache, daß die Eltern nicht selbst bei dem Kind bleiben, zumal es in einer wirklich schlechten Verfassung ist. Stattdessen wurde praktischerweise die Nichte des tunesischen Vaters mitgeschickt, die eigentlich in München lebt, ihre Osterferien bei der Familie verbringen wollte und sich nun seit 5 Tagen in einem Krankenhauszimmer eingesperrt wiederfindet, mit einer wimmernden und fiebernden 3jährigen am Hosenbein klebend. Verständlich, ihre Gereiztheit. Noch verständlicher, wenn man berücksichtigt, dass sie ausser Deutsch nur arabisch spricht, was sich in einer größtenteils frankophonen Klinikwelt als höchst unpraktisch erweist, weil sie weder die Anweisungen des Arztes noch die Bemerkungen der Krankenschwestern versteht. Ein eindeutiger Fall also für Super-Larousse. ich übersetze, was das Zeug hält. (Unter uns: man beginnt, sich wirklich alt zu fühlem, wenn man nach einer durchwachten Nacht in den Spiegel sieht und ausser einem grauen Fleck und zwei blutunterlaufenen Höhlen nicht viel erkennen kann, während die 16jährige an einem vorbeigleitet wie nach 4 Wochen Karibikurlaub und sich elegant die dichten schwarzen Haare zum Zopf knotet und man selbst ergebnislos versucht, so etwas wie Fülle in die Fäden zu bekommen, die einem am Kopf kleben. Ich weiss auch gar nicht, warum in diesen Krankenhauszimmern überhaupt Spiegel angebracht sein müssen. Die Moral heben sie jedenfalls nicht.)
Kind n°2 muss also unters Messer, endoskopisch, und wird mit einem schicken kleinen Wattebausch im Bauchnabel frisch verkorkt 1 Stunde später wieder ins Krankenzimmer gekarrt, das sich in der Zwischenzeit in einen Souk verwandelt hat - Tunesier, soweit das Auge reicht, Geschenke noch und nöcher für das inzwischen fieberfreie Kind und ich suche nach Anzeichen einer Wasserpfeife oder doch wenigstens eines Pfefferminztees zur Stärkung. Die Krankenschwester hat ein Einsehen und verscheucht die Horde so schnell das eben möglich ist, damit das arme noch halbnarkotisierte larouss'sche Kind sich erholen kann.
Ganz ehrlich, ich kann die nächsten 6 Monate auf ähnliche Aufregungen verzichten, den Teint erfrischen sie jedenfalls nicht und obwohl das Kind sich schon wieder fast völlig erholt hat, mir steckt dieses Krankenhausambiente mit geschlauchten und weinenden Kindern noch stark in den Knochen. Vorsichtshalber hab ich mal alle Spiegel zugehängt, bis ich mich etwas besser fühle.
Bewundernswert, was die Menschen da leisten. Ich könnte es nicht.
larousse - 24. März, 11:26