Schweinigelei
Wir sind also zum Essen eingeladen. Bei L. Veterinärin. Katzenfan
Aperitif.
"Guck mal!" L. mir eine Dose Caesar unter die Nase.
"Ihr habt doch aber gar keinen Hund...?"
"Hey, Du musst auch LESEN!"
Ich lese. Oh. Es ist gar kein Caesar.
Aha. Daher weht der Hase also. Bei Tierärzten wird Igelpaste serviert.
"Guck nich so blöd - komm, wir gehen Spiky füttern!"
Spiky, Igel, männlich, ca. 1,5 Jahre alt, 1 kg schwer, seit 8 Monaten das jüngste Familienmitglied bei L., wohnt im Garten in einer Erdbeerfeldkiste.
"Und jetzt ist seine Essenszeit, pass auf, das ist klasse!"
Wir stehen vor dem Erdbeergewächskasten und leuchten in die noch igellose Dunkelheit.
Nichts. Nur durchdringende Stille.
"Spiky?"
L. leuchtet durch die Gegend.
"Vielleicht ist er im Haus?"
Das Igelhaus wird enthauptet und auf Spiky durchsucht.
Nichts.
"Komisch, versteh ich nicht, er WEISS doch, dass es jetzt Essen gibt!"
"Vielleicht ist er schüchtern - er kennt uns schliesslich nicht..."
"Nein, wenn's ums Essen geht, macht er ein Höllentheater. Hunger eben."
Erneutes Erleuchten.
Noch immer nichts.
"Spikyyyy?"
Oh.
In einer Ecke der Holzkiste entdecken wir Reste der Igelmahlzeit.
Dumm nur, dass heute der Igel selbst auf der Speisekarte stand.
Ich wusste gar nicht, dass Igel so viel Blut haben. Aber in Igelkunde war ich noch nie besonders gut.
Alles, was von good old Spiky übrig ist, sind ein paar Gedärme. Und die Milz. Obwohl es für mich eher aussieht wie Regenwürmer und eine winzig kleine Zunge. Beim Durchnehmen des Verdauungstrakt des Igels muss ich wohl auch gefehlt haben, damals.
Auf den professionellen Einwand L.'s hin, dass irgendwo doch auch der Rest von Spiky rumliegen muss - Igelstacheln scheinen für das mitteleuropäische Durchschnittsigelmördertier eher schwer verdaulich - machen wir wilde Wolke und suchen nach Indizien. Der Mörder war gründlich. Ausser Dunkelheit und Stille finden wir nichts.
Wir haben übrigens dann später Rind gegessen, mit Gemüse.
L. hat den Abend durchgestanden wie eine, nun ja, Veterinärin. Mit Hasstiraden auf den Mörder und analytischen Ansätzen, warum wohl nur
Jetzt lass ich mir erst mal einen feinen Lippenherpes wachsen. So ein fotografisches Gedächtnis hat eben nicht nur Vorteile.
larousse - 19. Oktober, 17:22
Cats