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In Memorandum

Manche Postings machen einen ja zum umfallen sentimental. Da kramt man dann im cerebralen Hinterzimmer und stößt auf verloren geglaubte Einods Einöde Kleinode.
Das folgene Gedicht hat mein Opa mir immer vorgetragen, als ich noch sehr klein war. Lange Jahre habe ich es geliebt. Und dann eines Tages bemerkt - hm, da stimmt doch was nicht...
Es riecht für mich nach heißer Milch mit Butterkeksen, die, eingetunkt und nicht richtig ausbalanciert, immer ein Stück in der Milch verloren und es war ne Mordschweinerei, das wieder rauszufischen - aber es schmeckte himmlisch...


Dunkel war's, der Mond schien helle,
Schneebedeckt die grüne Flur,
Als ein Auto blitzesschnelle
Langsam um die Ecke fuhr.

Drinnen saßen stehend Leute
Schweigend ins Gespräch vertieft,
Als ein totgeschossner Hase
Auf der Sandbank Schlittschuh lief.

Und der Wagen fuhr im Trabe
Rückwärts einen Berg hinauf.
Droben zog ein alter Rabe
Grade eine Turmuhr auf.

Ringsumher herrscht tiefes Schweigen
Und mit fürchterlichem Krach
Spielen in des Grases Zweigen
Zwei Kamele lautlos Schach.

Und auf einer roten Bank,
Die blau angestrichen war
Saß ein blondgelockter Jüngling
Mit kohlrabenschwarzem Haar.

Neben ihm 'ne alte Schachtel,
Zählte kaum erst sechzehn Jahr,
Und sie aß ein Butterbrot,
Das mit Schmalz bestrichen war.

Oben auf dem Apfelbaume,
Der sehr süße Birnen trug,
Hing des Frühlings letzte Pflaume
Und an Nüssen noch genug.

Von der regennassen Straße
Wirbelte der Staub empor.
Und ein Junge bei der Hitze
Mächtig an den Ohren fror.

Beide Hände in den Taschen
Hielt er sich die Augen zu.
Denn er konnte nicht ertragen,
Wie nach Veilchen roch die Kuh.

Und zwei Fische liefen munter
Durch das blaue Kornfeld hin.
Endlich ging die Sonne unter
Und der graue Tag erschien.

Dies Gedicht schrieb Wolfgang Goethe
Abends in der Morgenröte,
Als er auf dem Nachttopf saß
Und seine Morgenzeitung las.
zoee (Gast) - 11. Januar, 16:08

das gedicht kenne ich, allerdings ein paar strophen davon nicht. ich habe es meiner sprotte immer vorgetragen wenn sie traurig oder beleidigt war und es hat ihr immer ein lächeln entlockt. heute verdreht sie nur die augen, weil es "kinderkram" ist.

aber ich bin sicher: so, wie sie sich heute ab und an mal noch "heile segen" von mir vorsingen lässt, wenn sie sich weh getan hat, wird sie irgendwann mal an dieses gedicht zurückdenken und sich daran erinnern, wie gut es getan hat, ein ritual und jemanden zu haben (oder gehabt zu haben) dem es wichtig war, wie es ihr geht.

solche erinnerungen sind balsam für die seele, sie sind mit so viel liebe und wärme verbunden.

meine tante hat mit mir immer einen spanischen kinderreigen gesungen und getanzt. den kann ich heute noch auswendig. ein kleiner schatz an gefühlen.

ist es nicht unglaublich, wieviel erinnerungen und liebe uns mal gegeben wurde und auch noch gegeben wird? wie verschüttet und vergraben das alles liegt? und wie wenig es braucht, um es wieder hervorzuholen? und vor allem: wie schön es ist, dass wir solches ebenfalls weitergeben?

ein berührendes posting von nessy und auch von ihnen, frau larousse. es wird mal wieder zeit in kisten zu kramen.

larousse - 12. Januar, 09:12

*SEUFZ*

Es erfüllt das Herz, in solchen Kisten zu kramen, nicht wahr?
Ich kannte übrigens auch nicht alle Strophen - mußte ein bißchen nachgooglen...
Frau Echse - 11. Januar, 18:20

oh wie schön!
ich kannte offensichtlich auch nicht alle strophen..
das habe ich auch als kind geliebt und direkt weitervererbt.
da kommen erinnerungen an die kindheit auf, vielen dank

larousse - 12. Januar, 09:19

Ausgesprochen gern geschehen!
anekalina - 11. Januar, 18:58

Oh schön! Das hat mir mein Herr Papa immer vorgetragen und ich konnte mich nur noch an ein paar Strophen erinnern. Jetzt isses endlich wieder komplett! *freu*
Da kann ich auch noch ein anderes Gedicht beisteuern, das Vattern höchstselbst "erfunden" hat.

Zu Dionysos dem Tyrannen
schlich Damon, den Dolch im Gewande.
Ihn schlugen die Häscher in Bande.
"Was wolltest du mit dem Dolche? Sprich!"
entgegnet ihm finster der Wüterich.
"Kartoffeln schälen. Verstehste mich?"


Als wir in der Schule dann die "Bürgschaft" lernen mussten, war ich etwas verwirrt, weil der doofe Friedrich das Thema so unnötig ausgewalzt hat.

larousse - 12. Januar, 09:24

Gell? Diese frühkindlichen literarischen Perlen schrauben sich so ins Gedächtnis, daß sie sich später nur sehr schwer durch die Originle ersetzen lassen (o;
caliente_in_berlin - 11. Januar, 19:13

Großeltern

Ich kenne das von meiner Oma :-)

larousse - 12. Januar, 09:26

Ich find das irgendwie ne geile Generation, die ihre Enkel auf so hohem Niveau erfreuten!
Und das Deutschlandweit! (o;
morticia (Gast) - 12. Januar, 09:18

*sniff*

hatten wir es gut...mir hat immer omi eine zwar stark gekürzte version des gedichtes vorgetragen, war aber nicht minder toll. hatte ich ganz vergessen, danke für die erinnerung! omi ist jetzt 95, vielleicht an der zeit IHR das mal vorzutragen...feine idee! ; )

larousse - 12. Januar, 09:22

Yep, mach das, eine gute Idee, und wahrscheinlich kennt sie's noch besser als Du, von wegen Langzeitgedächtnisschub bei älteren Personen - 95 ist ja ein echt stolzes Alter! Meine Omilinski ist 91, bisher Altersrekordhalterin in der Familie, und sie hat noch lange nicht fertig mit uns... (o;
larousse - 12. Januar, 09:29

@ all: Muß sagen, ich bin ja sehr erstaunt und hoch erfreut, daß so vielen von Euch dieses Gedicht bekannt ist und Ihr meine Glücksgefühle beim Lesen mit mir teilt - das freut mich ungemein! (o;

Kristinschn - 12. Januar, 11:21

Das Gedicht war in meinem geliebten blauen Geschichten-Buch drin und ich hab' es in letzter Zeit öfter mal wieder gelesen, als ich ein ähnliches Buch für mein Patenkind gesucht habe - die Tradition wird fortgesetzt!
larousse - 12. Januar, 15:25

Absolut, das darf nicht verschütt gehen!!
gedankenklang (Gast) - 12. Januar, 10:53

Hach neee, wie schöön

Ich kenne das Gedicht auch noch von meinen, leider mittlerweile verstorbenen- Großeltern....
Toll, es mal wieder zu hören/lesen.
Vielen Dank für diese schönen Erinnerungen, liebe larousse!

larousse - 12. Januar, 15:24

De rien, sehr gern geschehen (o;
Allegra - 23. Januar, 10:06

...hach, wie schoen...vielen dank...da hast du mich ja gerade mal schnell in meine schulzeit zurueck versetzt....

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