Foto: fuenf6 gmbh
Mea culpa.
Ich gebe es zu.
Ich bin eine schlechte Mutter.
Eine, die weder U-hosen noch Socken bügelt, von Handtüchern ganz zu schweigen. Eine, die Brennholz aus der Garage holt, OHNE es vorher abzubürsten und die Plastiktüten einfach unter die Spüle stopft, ohne sie vorher zu 3 x 3 cm-Kistchen zu falten. Ich koche nicht jeden Tag frische Suppe (mit Kerbel) und mache auch keine 3-Stunde-Marathonmärsche mit der Brut, um sie abzuhärten. Ich kaufe nicht organisiert jeden Donnerstagmorgens für die kommende Woche ein. Ich weiss nämlich nicht, worauf ich die kommende Woche Lust habe.
Unvorstellbar, aber Dein Sohn hat eine Frau geehelicht, die nicht auf sämtliches Hab und Gut der Brut fein säuberlich deren Namen und Jahrgang schreibt. Auch nicht auf die Plastiktüten. Noch nicht einmal die Farbe ihres Stuhlganges kontrolliere ich.
Aber zum Glück haben sie ja Dich, die Du es schaffst, sie bei Dir die Zimmer bis zum letzten Krümel aufräumen zu lassen. Die sie dazu
zwbringt, all das zu essen, was auf den Tisch kommt, und sollte es noch so gesund schmecken. Was es natürlich stets tut. Immer schön lecker Tomate aus eigenem Gartenanbau, rein ins Essen, egal, ob es sich bei der Mahlzeit um Sauerkraut oder Bananensuppe handelt. Die Du ihnen verbietest, ihre Muttersprache zu benutzen, wenn Du zugegen bist. Was ich vollstens verstehe. Keine Mutter anwesend = keine Muttersprache nötig. Statt dessen ist die Masainlosprache Pflicht. Ganz klar. Und Gameboy und Fernseher sind sowieso Teufelszeug.
Es ist zu dumm, aber ich kann es Dir nicht erklären, warum meine Kinder bei DIR so vorbildlich sind. Und ich weiss auch nicht, warum sie immer weniger begeistert scheinen, wenn sie einen Tag bei Dir verbringen sollen. Undank ist der Welten Lohn, das muss es wohl sein. Liegt sicher an meiner schlechten Erziehung.
Aber es ist schön, dass wir mal drüber gesprochen haben, so von Frau zu Frau. Und jetzt, zu Deinem 70sten, könntest Du doch eigentlich anfangen, mal ein bisschen zu leben, was meinst Du...?